Buenos Aires, 13.11.2011, 20:30
Sonnencreme? Sonnencreme! Obwohl ich es eigentlich nicht mag, mich mit dem Zeug einzureiben, hat die Vernunft gesiegt. Den Mückenschutz kann ich hier in BA zum Glück noch weglassen.
Ich muss noch loswerden, dass ich noch nie so weit im Süden war, wie jetzt in Argentinien. Überhaupt, das erste Mal auf der Südhalbkugel! Muss doch in den nächsten Tage mal bewusster den Blick gen Himmel richten. Ob mir die Unterschiede auffallen?
Beim Bummel durch die Stadt habe ich mich zunächst an die Aufenthalte in Lissabon und San José erinnert gefühlt. Mit der Zeit fallen aber doch die Besonderheiten auf. Die Menschen, die entlang der „Florida“ (ich empfehle einen Blick in den Stadtplan) ihre Geschäfte auf Tüchern in der Mitte des Weges ausgebreitet haben, scheinen für meinen (allerdings diesbezüglich eher ungeübten Blick) überwiegend indigenen Ursprungs und aus Chile oder Peru zu kommen. Vielleicht kann Tanja das bestätigen? [M]
Ich habe mit Argentinien auch meinen Süd-Rekord, bisher war das Lima. Leider kann ich die vielen Ethnien in Südamerika auch nicht sicher auseinander halten – da hätte Michael sich eine Anthropologin statt einer Geographin anlachen sollen. Darum sagen wir es etwas allgemeiner: Andine Indigena.[T]
Auf den Tüchern findet sich fast alles. Von Mate-Bechern, Steckern und Adaptern, Hüten über Bilder und Unterhosen bis hin zu Weihnachtsmännern, die auf Schienen Häuser rauf und Schornsteine rein klettern. Eine irre Vielfalt, die wohl zum Teil den Weg aus China hier hergefunden haben mag.[M]
Die Case-Rosada. Erst ein Märkchen für den Rundgang besorgen (hier lässt Schönbrunn in Wien grüßen, da ist das mit den Führungen ähnlich organisiert), dann noch ’nen Stündchen die Zeit mit lecker Eis von Freddo überbrücken, um dann etwas zu spät (aber rechZEITig) noch durchgelassen und zu der Gruppe im Keller gebracht zu werden. Tja, was soll ich sagen, die bilinguale Führung hat sich auf das Spanische reduziert. Aber ich hatte ja Tanja, die mir das eine oder andere erläutert hat.
Der Höhepunkt: Evitas Schreibtisch! Mit Bild von ihr. Und wir haben in der Casa-Rosada auch auf dem Balkon gestanden, der neben dem Balkon ist, von dem Evita zu den Descamisados gesprochen hat. Und dann hat unsere Führerin auch noch ein paar Zeilen aus dem Musical geträllert.
Immerhin ist das „pinke“ Haus noch Amtssitz der derzeitigen Präsidentin, Cristina Kirchner. Und ihren Schreibtisch haben wir auch gesehen. [M]
Schon witzig: Vor ein paar Wochen noch im Bundeskanzleramt und jetzt im Argentinischen Präsidentenpalast. Immer schön an den Schalthebeln der Macht, oder zumindest als Touri direkt daneben. Noch ein kleiner feministischer Einwurf: Hier gibe es extra einen Saal mit den wichtigsten argentinischen Frauen der Geschichte und der Gegenwart – das wäre doch noch was für Berlin. [T]
Als wir später, die „Defensa“ im Stadtteil San Telmo runter bummelten, säumten unzählige Handwerker und Künstler die Strassenränder, um Ihre Geschäfte dort zu machen. Am beeindruckensten fand ich den „Münzen-Aufwerter“. Mit Metallsäge hat er Münzen aus aller Welt so von künslerisch wertlosem Ballast befreit, dass nur eine ansehliche Essenz übrig blieb. Das schien richtig anstrengende Handwerkskunst zu sein [M]
Erschöpft wollten wir dann mit der U-bahn zum Obelisken fahren. Freundliche Portenos haben uns ratlos stehend vor dem Kassenautomaten gesehen. Sie waren so nett uns darauf hinzuweisen, dass der Eingang frei und die Benutzung kostenlos war. [M]
Den Ausgang haben wir dann übrigens auch nicht gefunden, wir sind einfach eine Station zurück gefahren und haben an einer anderen Stelle die super breite Av. 9 de Julio angestaunt. Manchmal muss man eben flexibel sein 😉
Zum Abschluss wurde dann eines der berühmten argentischen Cafe-Häuser ausprobiert. Es war zwar nicht das „Tortoni“ aus dem Reiseführer, weil wir keine Lust auf die Warteschlange hatten, aber direkt daneben haben wir „Unser“ Cafe gefunden, das jetzt mindestens so berühmte „Goya“ [T].
Buenos Aires, 14.11.2011, 10:15 Uhr, Nachtrag
Gestern Abend im Fernsehen haben wir noch einen Hinweis gesehen, dass Aerolineas Argentinias einige Flüge abgesagt hat. Bleibt für uns heute noch zu klären, ob wir morgen von BA weg und zu unserem nächsten Ziel hinkommen. Drückt uns die Daumen! [MT]
Hasta luego,
Tanja und Michael
Hallo ihr zwei!
Eure ersten Einträge sind schon wieder klasse 🙂 Und wie Christa drücke ich euch natürlich auch die Daumen, dass euer Flug nicht betroffen ist.
Von der super-breiten „Avenida Neun de Chunio“ (auch genauso ausgesprochen) habe ich erst vor Kurzem gehört – im Hörbuch von Tommy Jauds Resturlaub war davon ausgiebig die Rede *g*. Ich hoffe, ihr habt ein paar Fotos davon gemacht?!
Liebe Grüße aus Düsseldorf,
Katrin
Ihr Zwei seid ja sehr sehr fleißig. Danke für eure kurzweiligen Kommentare.
Drücke euch die Daumen, dass ihr Morgen weiterfliegen könnt.
Viele Grüße
Christa